Alles aus einer Hand
Beitrag vom 7. Februar 2025
Alles aus einer Hand- Wie drei Unternehmen sich jetzt zusammen auf dem Markt
behaupten – als „The Paper Family“.
Familie – das bedeutet auch, unterschiedliche Charaktere unter einem Dach zu
vereinen, die sich gegenseitig ergänzen und bestärken. So ist es auch bei der
„Paper Family“, zu der sich die Unternehmen MAY+SPIES, Reflex und Römerturm
zusammengeschlossen haben: Die drei Traditionsunternehmen wollen eine starke
Gemeinschaft sein, die von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt alles aus
einer Hand anbietet. Gemeinsam wollen die Firmen von der Papierherstellung
(Reflex) über die Papierverarbeitung (MAY+SPIES) bis in den Handel (Römerturm)
alle Schritte der Wertschöpfungskette abdecken. Wie das genau funktioniert, hat
sich aktiv bei MAY+SPIES in Düren angeschaut, das im Zentrum der Familie steht.
ALLES AUS EINER HAND- DIE DREI UNTERNEHMEN LIEGEN NICHT WEIT VONEINANDER
ENTFERNT
Am Anfang der Kette steht die Papierfabrik Reflex, ebenfalls aus Düren. Sie
liefert den Rohstoff für vieles, was bei MAY+SPIES weiterverarbeitet wird. Und
das ist jede Menge: handgerändertes Trauerpapier, Briefumschläge in jeder Größe
und Farbe, Etiketten, Blöcke, Spezialpapier und Drucksachen. Das dritte
Familienmitglied, der Kerpener Papiergroßhandel Römerturm, bereichert die
Familie als Feinpapierspezialist, etwa mit Museumskarton. Viele Jahre lang
produzierten die Firmen jede für sich feinstes Papier. Dabei lag es im Wortsinne
nahe, sich zu einem großen Ganzen zu verbünden, denn sie liegen nur etwa 50
Kilometer voneinander entfernt. Tatsächlich ist MAY+SPIES seit 2015
Mitgesellschafter bei Reflex, Römerturm wurde dann 2024 übernommen.
Papierherstellung und -verarbeitung aus einer Hand: Das gibt es in der Branche
so gut wie nie. „Es war auch ein bisschen Übermut bei dieser Entscheidung dabei,
aber das Momentum war einfach da“, erzählt Dr. Heinrich Spies, der das
Familienunternehmen in dritter Generation führt. „Ich bin mit Papier groß
geworden. Es hat mich daher schon gereizt, eine Papierfabrik zu besitzen.“
Chef mit Briefumschlag: Dr. Heinrich Spies führt sein Unternehmen in dritter
Generation und hat ein Auge für Qualität.
[https://karriere-papier-verpackung.de/wordpress/wp-content/uploads/MUS1.jpg]Chef
mit Briefumschlag: Dr. Heinrich Spies führt sein Unternehmen in dritter
Generation und hat ein Auge für Qualität.
Unter dem Dach der Paper Family sind 330 Mitarbeiter beschäftigt, die Produkte
werden weltweit verkauft. Papierhersteller Reflex liefert nicht nur den
Rohstoff, sondern ist auch spezialisiert auf Transparentpapier, mit dem
aromadicht verpackt werden kann. MAY+SPIES wiederum ist auf vier Kernfeldern
tätig: Feinpapiere und Umschläge, Trauerpapiere, Künstlerpapiere und Etiketten.
Und Römerturm steuert neben hochwertigen Feinstpapieren auch Spezialpapier für
Museen, Galerien und Archive bei. „Durch diesen Mix bedienen wir viele
unterschiedliche Felder und sind nicht darauf angewiesen, stets mit einem
einzelnen Produkt am Markt bestehen zu müssen.“ So erklärt Unternehmer Spies die
Erfolgsstrategie.
ALLES AUS EINER HAND – DER TRAUERRAND WIRD PER HAND AUFGETRAGEN
Die größere Familie ermöglicht nicht nur einen breiteren Marktauftritt, sondern
sichert indirekt auch jedem einzelnen Mitglied das Überleben. Denn: „Papier ist
in Deutschland zum Problemfall geworden“, betont Spies, „weil die Energiekosten
so hoch sind. Die Erzeugung ist sehr teuer. Mit der Beteiligung an Reflex haben
wir uns unsere eigene Rohstoffquelle gesichert.“
Das älteste Produkt, das MAY+SPIES schon seit mehr als 100 Jahren herstellt,
sind handgeränderte Trauerkarten und -kuverts. Dafür muss das Papier in einer
ganz bestimmten Weise aufgefächert werden, anschließend wird es mit einem
breiten Pinsel auf der Vorder- und Rückseite zweimal mit schwarzer Farbe
bestrichen und mit Schellack versiegelt. Wichtig ist, dass der Rand immer gleich
breit wird. Die Genauigkeit und Geduld dafür haben nur wenige Mitarbeiterinnen,
tatsächlich sind es ausschließlich Frauen. „Hektik ist hier fehl am Platz, denn
wir haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch“, sagt Betriebsleiter Jens
Freyholdt. Er hat seine Karriere bei MAY+SPIES übrigens vor fast 30 Jahren mit
der Ausbildung zum Drucker begonnen.
Ruhige Hand: Carmen Otto bestreicht die aufgefächerten Kuverts mehrmals mit
schwarzer Farbe. So entsteht ein handgemalter Trauerrand.
[https://karriere-papier-verpackung.de/wordpress/wp-content/uploads/MUS2.jpg]Ruhige
Hand: Carmen Otto bestreicht die aufgefächerten Kuverts mehrmals mit schwarzer
Farbe. So entsteht ein handgemalter Trauerrand.
Carmen Otto ist noch länger in der Firma, sie besitzt die nötige Geduld und
arbeitet seit zehn Jahren als sogenannte Ränderin. Sie sagt dazu: „Ich bastle
gerne und habe ein ruhiges Händchen, mir macht das Spaß. Es ist eine schöne,
beinahe künstlerische Aufgabe.“
ALLES AUS EINER HAND – EINE JUNGE FRAU WIRD MASCHINENFÜHRERIN
Eine andere Stütze des Unternehmens könnte Germaine Floris werden, die als erste
Frau die Ausbildung zur Maschinen- und Anlagenführerin absolviert. aktiv findet
sie an einer Maschine zur Umschlagherstellung, die Floris mit speziellem
Werkzeug bedient. „Sie macht das super“, lobt Freyholdt, „wir sind sehr froh,
dass wir sie bei uns haben.“
Mechanik im Griff: Germaine Floris ist die erste weibliche Auszubildende zur
Maschinen- und Anlagenführerin. Oft arbeitet sie mit Spezialwerkzeug.
[https://karriere-papier-verpackung.de/wordpress/wp-content/uploads/MUS3.jpg]Mechanik
im Griff: Germaine Floris ist die erste weibliche
Auszubildende zur Maschinen- und Anlagenführerin.
Oft arbeitet sie mit Spezialwerkzeug.
In den Hallen gibt es noch viel mehr zu sehen. Maschinenführer Christian Büll
etwa stellt gerade selbstklebende Etiketten her; auch aufwendig bedruckte
Etiketten für Süßigkeitenverpackungen werden hier gemacht. Eugen Rese stellt
Stanzlinge in unterschiedlichen Größen her, die dann zu den Ränderinnen gebracht
oder zu Briefumschlägen weiterverarbeitet werden. In einer anderen Abteilung
verpackt Daria Wedrowska hochwertige Künstlerblöcke sicher für den
Weitertransport.
So trägt jeder für sich zum großen Ganzen bei – wie es in einer Familie sein
soll.
Alles aus einer Hand – ein Artikel von Barbara Auer. Erscheint am 15. Februar
2024 in der Wirtschaftszeitung aktiv.
FOTOS: AKTIV/DANIEL ROTH (10)