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Eine ganz besondere Verbindung

Beitrag vom 12. September 2024

Eine ganz besondere Verbindung

Eine ganz besondere Verbindung: Der Verpackungshersteller G & G Preißer bekommt sein Material vom Wellpappenproduzenten Progroup. Auf ganz kurzem Weg – die beiden Betriebe stehen direkt nebeneinander.

Eine gute Beziehung – egal ob geschäftlich oder privat – lebt vom gegenseitigen Geben und Nehmen. So ist es auch beim Verpackungsunternehmen G & G Preißer aus Petersberg in Rheinland-Pfalz und dem Wellpappenproduzenten Progroup: Die beiden Firmen leben eine Kooperation, bei der Progroup das Material liefert und Preißer daraus Verpackungen herstellt. aktiv hat sich das vor Ort angeschaut.

Miteinander verbunden: Die Gebäude von Progroup und Preißer in Petersberg wurden direkt nebeneinander gebaut – mit einem direkten Übergang für die Lieferung der Wellpappe vom einen zum anderen.
Voll automatisiert: Über eine Schleuse im Verbindungsbau schickt Progroup die Wellpappe zu Preißer.
Hier wird sie auf Förderbändern weitertransportiert.

Die beiden Firmengebäude stehen direkt nebeneinander und sind durch einen zweigeschossigen Schleusenbau verbunden. Auf der einen Seite stellt Progroup Wellpappe her und schickt diese dann in die Schleuse. Von hier aus wird die Wellpappe vollautomatisch über Förderbänder im Preißer-Gebäude zur jeweiligen Maschine transportiert, an der sie benötigt wird. Sollte die Maschine gerade noch belegt sein, kann in einer Pufferzone das Material für ein paar Stunden gelagert werden.

Eine ganz besondere Verbindung – 700.000 Quadratmeter Wellpappe am Tag

Insgesamt 700.000 Quadratmeter Wellpappe verarbeitet Preißer pro Tag, in drei Schichten: Produziert werden Stanzverpackungen für Lebensmittel und Kosmetik, Faltkisten und Trays, bis siebenfarbig bedruckt. Hauptabnehmer sind Discounter in Deutschland, Frankreich und Belgien. Um das Produktspektrum zu erweitern, wird auch künftig investiert: 2025 und 2026 kommen weitere Produktionslinien hinzu.

Angefangen hat die Firma G & G Preißer, für die heute rund 250 Menschen arbeiten, schon vor mehr als 100 Jahren: 1907, als Produzent von Schuhkartons im nahen Pirmasens. Namensgeber waren Gustav und Günther Preißer, deshalb die beiden G im Firmennamen. Pirmasens galt bis um die Jahrtausendwende als Schuhstadt – doch irgendwann gab es dort mehr Schuhkarton- als Schuhhersteller. Damals führte Bernd Preißer das Familienunternehmen, der Vater der heutigen Geschäftsführer Christof (36) und Tobias Preißer (33). Als es keine Schuhe mehr zu verpacken gab, kam er auf die richtungsweisende Idee, Verpackungen aus Wellpappe für Lebensmittel und Kosmetik herzustellen. Denn, so sein Motto: „Gegessen und getrunken wird immer.“

Leiten und steuern – in fünfter Generation: Die Brüder Tobias (links) und Christof Preißer führen das Familienunternehmen.
Leiten und steuern – in fünfter Generation: Die Brüder Tobias (links) und Christof Preißer führen das Familienunternehmen.

„Das waren am Anfang Kleinstmengen, die wir auf kleinen Handmaschinen hergestellt haben“, erinnert sich Tobias Preißer. Als gelernter Kaufmann kümmert er sich vorwiegend um den kaufmännischen Bereich, während sein Bruder als gelernter Verpackungsmittelmechaniker alles Technische im Blick hat; ihr Vater ist im Hintergrund weiterhin aktiv.

Aus den Kleinstmengen an Wellpappe und Verpackungen wurden durch die Discounter bald größere Mengen, die inline mehrfarbig bedruckt, gestanzt und bei Bedarf auch noch gefaltet und geklebt werden können. Weitere Maschinen kamen dazu, die Produktion wurde ausgebaut. „Wir haben auch am alten Standort dreischichtig produziert, den ganzen Tag fuhren Lkws vor, mitten im Ort“, berichtet Preißer. „Das kam irgendwann nicht mehr so gut an. Und 2015 waren wir platzmäßig so begrenzt, dass wir entscheiden mussten: Entweder geben wir 30 Prozent der Kunden wieder ab – oder wir ziehen auf die grüne Wiese.“

Eine ganz besondere Verbindung – Alle Produktionsschritte unter einem Dach

Die Entscheidung fiel auf die grüne Wiese in Petersberg. Stück für Stück kauften die Preißers den Eigentümern das Ackerland ab. Im Plan stand von Anfang an, dass die Progroup als Partner gleich nebenan baut. Man kannte sich bereits von Zulieferungen an das alte Werk in Pirmasens. „Für die deutlich größere Progroup ist es nichts Neues, dass sie eine Wellpappenanlage baut und die Verpackungsfirmen sich neben ihr ansiedeln. Aber diesmal war es umgekehrt: Wir waren zuerst da und haben sie dazugeholt, weil unser Umsatz mittlerweile groß genug war“, sagt Preißer.

Seit 2017 läuft der Betrieb komplett im Neubau, der alte Standort wird nur noch als Außenlager benutzt. Alle Produktionsschritte finden unter einem Dach statt, stets mit Maschinen der Marke Bobst. „Durch die Kooperation verzahnen wir Logistik und Produktion und bekommen einen Großteil der Wellpappformate, die wir verarbeiten, direkt nebenan produziert“, erklärt Prokurist Ralf Fitting. Die beiden Unternehmen sind also technisch miteinander verbunden – kaufmännisch aber nicht.

Falten und kleben: Baris Kucuk legt gestanzte Pappe in eine Faltschachtelklebemaschine.
Falten und kleben: Baris Kucuk legt gestanzte Pappe in eine Faltschachtelklebemaschine.

Fitting: „Es gibt eine Art Ehevertrag, in dem steht, dass wir beabsichtigen, für die nächsten 25 Jahre miteinander zu arbeiten.“ Und die Beziehung soll größtenteils monogam ablaufen – außer, Preißer benötigt Wellpappe mit Spezialanforderungen, die Progroup nicht herstellen kann.

Diese Zusammenarbeit hat auch Vorteile für die Umwelt. Weil die Wellpappformate per Intralogistik direkt von nebenan geliefert werden, müssen nicht mehr jeden Tag Dutzende Lkws aufs Gelände fahren. Außerdem werden die Stanzreste aus der Kartonagenproduktion zu Ballen gepresst und für die
Papierherstellung zurück an die Progroup gegeben, die auch Papierfabriken betreibt.

Es gibt hier übrigens noch einen entscheidenden Standortvorteil, nämlich die Nähe zur französischen Grenze. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter sind Franzosen. Auch, weil gute Jobs in der Industrie auf der französischen Seite der Grenze rar sind. Zum Glück für diesen Betrieb, wie Tobias Preißer sagt: „Wenn wir die Franzosen nicht hätten, würden bei uns die Maschinen stillstehen.“

„Eine ganz besondere Verbindung“ – ein Artikel von Tanja Wessendorf. Erschienen am 07. September 2024 in der Wirtschaftszeitung aktiv.

FOTOS: AKTIV / FLORIAN LANG (6)


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